Im Murmel-Alter

Estelle erblickt am 21. Mai 1977 in Lisieux im französischen Département Calvados das Licht der Welt. Schon sehr früh, im Alter von etwa fünf Jahren, zeigt sich ihre außerordentliche Freude am Schauspiel, die sie, zum Vergnügen ihrer Familie und Verwandten, bereits kleine Vorführungen organisieren lässt.

Estelle_Bio_3.jpg

Im Jahr 1984 entscheiden sich ihre Eltern, deren Herz für den Süd-Westen Frankreichs schlägt, nach Bordeaux zu ziehen. Estelle macht aus der Gironde, aus dieser von Weinbergen, dem Atlantik und der exzellenten Küche geprägten Region, ihre Herzensheimat, ihr neues Zuhause, die Wurzeln ihres Lebens.


Ihre Begeisterung für Musik wird im Laufe ihrer Kindheit immer größer. In der Grundschule nimmt sie regelmäßig am Chor teil. Ihre Eltern erkennen ihre Neigung für die Musik und lassen sie an allgemeinen Musik- und Klavierstunden teilnehmen. Ein konventioneller Schritt, den sie ohne großen Enthusiasmus erlebt, der aber unerlässlich zum Erwerb einiger Grundfertigkeiten ist. Estelle stört sich nicht daran. Sie hat immer gespürt, später gewusst, dass die Musikalität sich auf unterschiedliche Arten ausdrücken und festigen kann, auch fernab von allen Konventionen.


Das Singen gibt sie während ihrer gesamten Kindheit nicht auf und im Alter von 10 Jahren manifestiert sich auch ihre zweite große Leidenschaft: die deutsche Sprache. Es ist eine Leidenschaft, über die noch heute viele staunen. „Fragt mich nicht, warum ich die deutsche Sprache liebe: Es gibt keine Erklärung für die Liebe auf den ersten Blick, aber wenn es eine echte, tiefe, aufrichtige Liebe ist, dann hält sie fürs Leben!“. Und Estelle fügt hinzu: „Vielleicht ging es mir unterbewusst darum, mich von meinem Vater abzugrenzen, der mit andalusischem und lothringischem Blut im Osten Frankreichs geboren wurde und gezwungen war, Deutsch zu lernen. Oder vielleicht wollte ich es einfach anders machen, als alle anderen … denn in Bordeaux interessiert sich niemand für Deutsch!“. Ihre Liebe für die Sprache Goethes reicht so weit, dass sie sich heute als „von Geburt französischsprachig und deutschsprachig aus Leidenschaft“ definiert. Ihr musikalisches Gespür wird durch ihr ehrgeiziges und kompromissloses Lernen der deutschen Sprache noch weiter geschärft. Estelle investiert sich mit Leib und Seele in die Sprache und zeigt all ihre Entschlossenheit: Während andere Kinder ihres Alters draußen spielen, verbringt sie ihre Wochenenden damit, Worte anzuhören und auseinanderzunehmen, um sich die Aussprache der Deutschen bestmöglich zu eigen zu machen.

Estelle_Bio_4.jpg

Diese Energie, diese Disziplin und diesen Ehrgeiz, die sich Estelle aus Liebe zur deutschen Sprache auferlegt, nutzt sie in dieser Zeit auch für den klassischen Tanz, den sie dreizehn Jahre lang praktiziert. „Was mich in dieser Kunst seit meinem 6. Lebensjahr inspiriert, begeistert, fasziniert und trägt, ist die Kraft dieser Tänzerinnen und Tänzer, dieser uneingeschränkte Wille und die bewundernswerte Eleganz, die ihr ganzes Wesen durchdringen und die sie für eine erhabene Disziplin einsetzen. Ich glaube, Ballett hat mir schon sehr früh ein Gespür gegeben – dieses einmalige Gefühl, das man nur durch Leidenschaft erhält – das Gefühl, es gut machen zu wollen“.

Estelle_Bio_5.jpg

Den Tönen der deutschen Sprache und der Anmut des klassischen Tanzes ergeben, wächst und singt Estelle weiter. Sie singt für sich selbst, für ihre Familie. Sie singt und träumt bereits insgeheim davon, eines Tages eine echte Sängerin zu werden …

 

Woher ich komme

Estelle verbringt ihre Jugend glücklich zwischen der Region um Bordeaux und wiederholten Reisen nach Deutschland: unter anderem nach Frankfurt, gefühlsmäßig ihrem zweiten Heimathafen, und nach München. Ihre Liebe für Deutschland lässt auch schon ihr Interesse an anderen, an den Kulturen Europas und der Welt erkennen. Kommunizieren, sich austauschen, sich von anderen inspirieren lassen, das Beste an anderen erkennen und schätzen … das ist ihre Motivation bis zum heutigen Tage. „Ich wusste schon sehr früh, im Alter von vierzehn Jahren, dass ich als Übersetzerin und Dolmetscherin arbeiten wollte“. Wieder erkennen wir: Wenn Estelle eine Leidenschaft für etwas hat, dann zieht sie das durch, dann erreicht sie das, was sie sich vorgenommen hat, wozu sie entschlossen ist, worauf sie Lust hat, wovon sie geträumt hat.

Estelle_Bio_6.jpg
 

Geh

Mit dem deutsch-französischen Abitur in der Tasche verlässt Estelle 1995 die Gironde und zieht nach Paris, wo sie bis 2001 studiert. Ihr Ziel? Ein ordentlicher, zwar etwas konventioneller Beruf, der ihr aber gefällt und von dem sie leben kann. Auch während ihrer Studentenzeit bleibt die Musik allgegenwärtig, wenn auch im Stillen, wie eine noch diskrete, aber immer treue Freundin. Es dauert nicht lange, bis diese präsenter wird und ihren Platz voll einnimmt. In Paris entscheidet Estelle sich, die Lautstärke hoch zu drehen und nochmals ihre ganze Seele dafür einzusetzen, diese große Leidenschaft aufblühen zu lassen. Sie nimmt fortan ganz gezielt und mit voller Hingabe Gesangstunden.


Erster Schritt: das Centre de Danse du Marais in Paris. Unter der Leitung ihrer Lehrerin Selima Al Khalaf lernt Estelle, ihre Stimme genauestens zu kontrollieren und erlangt die Grundlagen des lyrischen Gesangs. Sie begibt sich auf die Suche nach dieser Stimme in ihr, die, etwas ängstlich noch, lernt, sich zu befreien.


Zweiter Schritt: Hamburg. Estelle setzt ihre Ausbildung fort, zunächst in der Gesangschule Powervoice und anschließend bei Irene Wiese, mit der sie ihre Grundlagen im lyrischen Gesang perfektioniert. Sie macht einige Zwischenstopps in der Musikschule Manufacture Chanson in Paris, nimmt an Songwriting-Workshops teil, wie z.B. an denen von Chantal Grimm, und beginnt, das Ambiente der Tonstudios für sich zu entdecken.


Estelles Reise geht 2004 weiter nach Zürich, wo sie weiterhin, unterstützt von Daniela Sarda, Joana Aderi und Brigitte Wullimann, an ihrer Stimme arbeitet. Sie macht in der Schweiz und in Frankreich bei einigen Gesangswettbewerben mit, in denen sie wertvolle Erfahrungen sammelt. Sie organisiert Konzerte und nimmt 2008 an der Masterclass Chante ou bien teil, der schweizerischen Fassung der französischen Rencontres d’Astaffort, die im Wallis vom berühmten französischen Texter und Sänger Francis Cabrel und seinem Team gesponsort und veranstaltet wird. Estelle trifft dort auf den renommierten Texter Frédéric Kocourek (in der französischsprachigen Szene bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Natasha Saint-Pier, Isabelle Boulay, Rock Voisine, Michael Jones, Sarah Brightman etc.), dessen Ratschläge mehr als bereichernd für sie sind.

Estelle_Bio_7.jpg

Nachdem sie ihr erstes Lied geschrieben und musikalisch umgesetzt hat und einige kleinere Konzerte und Aufführungen vor emeritierten Persönlichkeiten gegeben hat, nimmt Estelle eine Auszeit … um sich ganz einem kleinen Wesen zu widmen, das sie im Jahr 2010 zur Welt bringt. Eine Auszeit, aus der sie gestärkt zurück kehrt …

 

Für dich

Genährt durch all diese Lebenserfahrungen, diese zeit- und raumintensiven Meilensteine, diese zahlreichen Treffen mit Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen, verspürt Estelle 2014 das Bedürfnis, ja, die Lust, zurückzukehren. Etwas beizutragen. Besonders für dieses kleine Wesen, aber auch für all diejenigen, die ihr am Herzen liegen und die sie im Laufe all dieser Jahre unterstützt haben. Sie verspürt das Bedürfnis, wieder zu schreiben und wieder zu singen ... das Bedürfnis, ein Album heraus zu bringen.

Estelle_Bio_8.jpg

Und da Estelle nie halbe Sachen macht, legt sie wieder einmal einen Zahn zu und widmet sich mit Michel Arbatz und seinen Pariser Songwriting-Workshops erneut dem Schreiben von Songs. Sie nimmt auch wieder ihr Gesangstraining auf, diesmal unter den fürsorglichen Blicken von Sarah Abrigada, und umgibt sich mit Fachleuten aus der Musikbranche, die sie dorthin führen … Nach vorn.

 

Den Blick nach vorn

Im Mai 2018 veröffentlichte Estelle ihr erstes Album Droit devant (Den Blick nach vorn). Dieses von ihr selbst produzierte Album widmete sie dem, der den Mittelpunkt ihres Lebens bildet. Als wäre die Schleife nun geschlossen: Sie hat ihm das Leben geschenkt und er hat ihr ein zweites Leben verliehen, das Leben als Künstlerin. Ein zweites Leben, an das sie mit Energie und ebenso viel Entschlossenheit und Leidenschaft herangeht.
Autorin ihrer Texte, in denen sie, ganz gleich in welcher Sprache, genau nach den Worten sucht, mit ihnen jongliert, Vermittlerin zwischen den Kulturen, talentierte und aussichtsreiche Sängerin, aufmerksame Frau und erfüllte Mutter ... Estelle lebt jeden Tag zu 300%. Professionell und leidenschaftlich, das ist klar, sowie wahrscheinlich schon immer durch ihren Vornamen prädestiniert, möchte sie ihrem Stern folgen und immer Den Blick nach vorn richten. 

 
 
 

WARTEN auf das nächste Album

Im Oktober 2020 veröffentlichte Estelle ihre neuste Single Je n’attends de nous. Dieser neue Song kündigt ihr nächstes Album an, dessen Sound mit einem leichten Elektro-Flair ganz und gar aktuell klingen soll. In der Tat verfeinert sich der Klang, er wird moderner und entfaltet sich in einem auf Estelles kräftige, ausdrucksstarke und nuancierte Stimme maßgeschneiderten Rahmen. Mit ihren neuen Songs, die im Jahre 2022 veröffentlicht werden sollten, verspricht Estelle auch, eine breite Palette an Farben anzubieten, und zwar sowohl in der Auswahl der Melodien als auch in der Vielfalt der Sprachen, in denen sie singen wird. 

 
 
Cover 1.JPG
 

Hallo Selbstbewusstsein und Souveränität!

Im Frühherbst 2022 meldete sich Estelle auf Englisch zurück und enthüllte ihre nagelneue Single You Don’t Know Me. Dieser von Elektro-Pop und R&B-Tönen und Rhythmen gefärbte Titel ist der erste aus ihrem neuen Album, das 2023 erscheinen soll. Tschüss Nostalgie und Poesie! Hallo Selbstbewusstsein und Souveränität mit diesem vom amerikanischen Rapper Kenny Lloyd und deutschen Komponisten und Produzenten Sonal Schoenfeld geschriebenen Song!

You Don’t Know Me ©Katherline Lyndia

 

Entdeckt Instants volés am 16. Juni 2023

Estelle Valensuela ist den Ländern und den Menschen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnet ist, treu und bietet uns eine Abfolge von Momentaufnahmen, die das Leben ausmachen. Die Verbindungen, die geknüpft werden, klingen zum Beispiel in Aime-moi oder Instants volés an. Diejenigen, die sich durch die Distanz wieder lösen oder die schwindenden Gefühle und das Vermissen lassen sich in Zurück oder La même danse erahnen. Andere gestohlene Momente prägen dieses Album, wie der Tag, an dem man beschließt, sich selbst zu akzeptieren und sich zu behaupten, mit You Don't Know Me. Und schließlich der Moment, in dem man hinter einem Fenster steht, seiner Freiheit beraubt, inmitten von "leblosen Dörfern", mit Je rêve, das während des Lockdowns im Frühjahr 2020 geschrieben wurde.

Eine nagelneue Sammlung von neuf Klangfotografien, die die menschliche Existenz und die Gefühle bis in den kleinsten Winkel illustrieren, wozu sie uns bereits in ihrem ersten Album angeregt hat. Mit diesem Werk erkundet Estelle neue musikalische Texturen im PopElektro-Stil mit Ausflügen in den R&B.